Nachdem wir unsere geplanten Arbeitseinsätze im März und Mai aus gesundheitlichen Gründen stornieren mussten, verlängerten wir den Einsatz im Herbst auf 17 Tage. Wir waren sehr gespannt, wie wir nach  einem Jahr Unterbruch unsere Untersuchungsräume antreffen würden und wie die Stimmung unserer albanischer Mitarbeiter sein würde. Die ganze Zeit begleitete uns Natalie Allmendinger, die für ein halbes Jahr in Fushe-Arrez  gearbeitet hatte. Unsere albanischen Patienten waren ganz erstaunt, dass sie von einer jungen Deutschen in Albanisch angesprochen wurden.  In der zweiten Woche stieß Karin Spatz, die in Köln als Orthoptistin arbeitet, zu uns. Unterstützt wurden wir von unseren albanischen Mitarbeitern Dritan Nikolli, der die Arbeit in den verschiedenen Einsatzorten sehr gut vorbereitet hat, sowie Vilma Dufalija und Suela Halilaj.  

In dem Gebirgsstädtchen Bajram Curri, nahe der kosovarischen Grenze, erwartete uns am Sonntagmorgen der neue Direktor des Hospitals. Weil die bisher von uns genutzten Räume anderweitig benötigt werden, mussten wir am Sonntagnachmittag umziehen und uns neu einrichten. Da der neue Raum besser geeignet ist, nahmen wir die Arbeit gerne in Angriff.

 In Bajram Curri arbeiten wir seit knapp 2 Jahren, mit manchen Patienten gab es ein Wiedersehen. Die 5-jährige Klara hatte mit ihrer starken Hornhautverkrümmung vor einem Jahr ohne Brille eine Sehschärfe (Visus) von 0,2; die diesjährige Kontrolle mit Brille ergab 1,0!  

Im Hospital von Puka waren wir zum ersten Mal. So kamen auch der Direktor, seine Frau, seine Tochter, sein Sohn und die Freundin des Sohns zur Untersuchung – zwar nicht unsere Zielgruppe, aber als vertrauensschaffende Maßnahme von hohem Wert.

In Fushe-Arrez, Zejmen und Shkodra, wo wir schon seit einigen Jahren tätig sind, hat sich schnell die gewohnte Routine eingestellt.  Mit Karin bildeten wir zwei Untersuchungsteams. Dadurch war die Arbeit sehr effektiv. So haben wir beispielsweise in Rreshen in Zusammenarbeit mit Caritas Albanien einen Untersuchungstermin mit unseren mobilen Untersuchungsgeräten angeboten, bei dem wir 85 Personen untersuchen konnten. Die Auffälligen wurden einige Tage später in unserer Einrichtung in Zejmen weiter versorgt. 

 Nach dem Screening im Kindergarten von Fushe-Arrez gab es als Belohnung für das gute Mitmachen gespendete Sonnenbrillen

 17 Personen konnten wir direkt mit Brillen aus unserer Sammlung gebrauchter Brillen versorgen.  Immer wieder ist es eindrücklich, wenn Kinder, die bisher immer nur unscharf sahen, plötzlich die Umwelt bewusst wahrnehmen, so z.B. die 4-jährige Ornelia (Patient Nr. 6350), die durch ihr Schielen auf dem rechten Auge fast nichts und auf dem linken Augen mit ihren Werten +7,5 sphärisch, -1,5 cylinder auch nur 20  % sah. Wir konnten ihr zu einem Trageversuch eine gebrauchte Kinderbrille von +4,5 geben. Damit sah Ornelia auf einmal die Umwelt viel schärfer. Mit Begeisterung und hoher Konzentration zeigte sie beim Sehtest die in 3 m Entfernung gehaltenen Symbole (Kreis, Quadrat, Haus, Herz) auf ihrem Zettel an und kam gleich auf 60 %. Im Mai nächsten Jahres werden wir sie wiedersehen und ihr die individuell angepasste Brille geben.

 

Ornelia entdeckt das scharfe Sehen

 Bei 32 neugefertigten Brillen werden von uns die Kosten der Gläser ganz oder teilweise übernommen, weil die Familien sehr arm sind. Die Gestelle bekamen wir kostenlos, z.B. vom Lustnauer Optiker Restle, der Ende 2017 sein Ladengeschäft geschlossen hat. Eine Reihe weiterer Patienten, die es sich leisten können, bekamen nur Brillenrezepte und Gestelle und lassen sich die Brillen selbst anfertigen. Und auch Nahbrillen gaben wir wieder in größerer Anzahl aus. In Rreshen fragte uns Schwester Dafina, ob wir auch einen Rollstuhlfahrer untersuchen könnten. Der 43-jährige querschnittsgelähmte Mann war überglücklich, wenigstens wieder lesen zu können.

In Rreshen kümmerten wir uns auch um ältere Patienten

Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz: die Planung für 2019 hat schon begonnen. Wir haben einen treuen Patientenstamm, der auf uns wartet. 

 

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